Jüdische Gemeinde Reyersbach, heute ein Ortsteil der Gemeinde Bastheim

Die letzte jüdische Familie verließ Reyersbach im Oktober 1930 und zog nach Oberelsbach. Ein erster Nachweis für jüdisches Leben in Reyersbach stammt schon aus dem Jahr 1673. Der Ort gehörte den Freiherrn von Bastheim, die im 18. Jahrhundert einzelne jüdische Familien in ihren Schutz aufnahmen. Im Jahr 1740 waren es bereits fünf, die im Reyersbacher Lehens- und Freihof wohnten, einem sogenannten Judenhof. Unter den fünf Matrikelstellen im Jahr 1817 wurden ein würzburgischer und vier ritterschaftlich-bastheimische Familien verzeichnet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verringerte sich die Anzahl der jüdischen Haushalte auf drei. Trotzdem wehrte sich die Jüdische Gemeinde vehement gegen eine Zusammenlegung mit der Gemeinde Bastheim.   

Seit dem 1. Weltkrieg lebte nur noch die Familie Kahnlein mit ihren zwei Söhnen im Ort. Sie verkaufte 1930 ihr Haus und die Synagoge, die anschließend abgerissen wurde. Die Familie übernahm in Oberelsbach ein Eisenwarengeschäft. Von dort wurden die Eltern im April 1942 über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Ostpolen deportiert. Niemand überlebte diesen Transport. Sohn Siegfried wurde Ende 1941 von Hannover in den Raum Riga verschleppt und dort ermordet, während der ältere Sohn Albert bereits 1940 in Berlin im Krankenhaus verstorben war.

Die Mitglieder der Familie Kahnlein zählen zu den Shoa-Opfern von Oberelsbach, wo sie 1933 wohnten.

Obwohl 1933 keine Juden mehr in Reyersbach lebten, beteiligt sich der Ortsteil von Bastheim mit einem Koffer am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Es erinnert an die ehemalige Jüdische Gemeinde Reyersbach, während ein zweites Gepäckstück für eine jüdische Familie im Ortsteil Wechterswinkel und für die deportierten Jüdinnen und Juden von Bastheim aufgestellt ist. Der dritte Koffer befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Bastheim und des Koffers in Reyersbach folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Bastheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries, 2025; mit Unterstützung von Elisabeth Böhrer