Jüdische Gemeinde / jüdischer Wohnort Trappstadt
1933 lebten in Trappstadt zehn jüdische Bürgerinnen und Bürger. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die jüdische Gemeinde aufgrund ihrer geringen Größe bereits als Filiale an Königshofen angeschlossen. Offiziell aufgelöst wurde sie erst 1937, ein Jahr nach dem Verkauf der Synagoge.
Erste Nachrichten über Juden in Trappstadt, das einer Vielzahl von Ortsherren unterstand, datieren auf das 16. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts werden vier Familien mit 19 Personen genannt, im 18. Jahrhundert fünf. Die Anzahl der Personen stieg bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf 53, 1817 wurden elf Familien gezählt. Das ganze Jahrhundert über pendelte sich die jüdische Bevölkerung von Trappstadt bei 56 – 70 Personen ein und nahm dann um 1900 deutlich ab.
Über Repressionen und wirtschaftlichen Druck in der NS-Zeit gibt es wenige Informationen – doch auch die Trappstäder Jüdinnen und Juden blieben nicht unbehelligt, wurden beraubt und mussten ihre Heimat verlassen. Aus- und Abwanderungen konzentrieren sich besonders auf das Jahr 1937, als ein Mann in die USA emigrieren konnte und vier Frauen den Ort verließen. Sie blieben in Unterfranken (Schonungen, Würzburg), eine Frau zog nach Kassel, später nach Frankfurt am Main, kehrte aber letztlich wieder zurück. Zwei Menschen starben eines natürlichen Todes. Auch für die Novemberpogrome sind keine Übergriffe auf Trappstädter jüdische Familien bekannt, die Synagoge war bereits verkauft und blieb unbeschädigt.
Von den fünf Personen, die Anfang 1942 noch in Trappstadt wohnten (darunter der zurückgekehrte Max Ackermann), wurden drei im April 1942 über Würzburg nach Krasniczyn im Raum Lublin deportiert. Ein Mann war bereits kurz vorher verhaftet und nach Suhl ins Gefängnis gebracht worden. Eine ältere Dame blieb übrig und musste im Mai 1942 in das jüdische Altersheim in Würzburg umziehen. Von dort wurde sie im September deportiert. Ein in Trappstadt geborener Mann, der in Quedlinburg mit einer christlichen Frau verheiratet war, wohnte 1942 mit Wissen des Bürgermeisters ohne Anmeldung in dem Ort – er überlebte.
Fünf jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Trappstadt gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert – der auf der Seite auch genannte Max Ackermann wohnte 1933 in Bad Neustadt und zählt zu den dortigen Opfern. Der Mann im Gefängnis in Suhl wurde von dort abtransportiert, ein anderer Mann könnte aus Verzweiflung Suizid begangen haben. Trappstadt hat damit sieben Opfer der Shoa zu beklagen, niemand überlebte.
In Bad Königshofen erinnert ein Koffer an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes sowie an die der Filialgemeinde Trappstadt. Ein zweites Gepäckstück steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des Koffers in Bad Königshofen folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Trappstadt
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© Recherche und Text: Rotraud Ries, mit Informationen von Michael Böckler
Shoaopfer, die 1933 in Trappstadt gelebt hatten
Franziska Ackermann, geb. Frank (1867 – 1943)
Bertha Langguth (1899 – 1942)
Bertha Oberbrunner, geb. Sibermann (1886 – 1942)
Josef Oberbrunner (1885 – 1943)
Regina Oberbrunner (1895 – 1942)
Samuel Rau (1879 – 1936)
Sara Rau (1881 – 1943)