DenkOrt 2.0 - Der historisch-biographische Mehrwert

Diese Seite entstammt der Website zum DenkOrt Deportationen und wird hier in aktualisierter Form wiedergegeben.

Jeder kennt Denkmäler, deren Kernaussage dem Betrachter verborgen bleibt, weil die nötigen Informationen dazu fehlen. Dies gilt auch für Holocaust-Mahnmale, die im besten Fall eine erschreckende Vielzahl an Namen präsentieren.

Das DenkOrt-Projekt geht einen Schritt weiter: Es erinnert informiert an das regionale Deportationsgeschehen. Dem dienen die Info-Stelen am Denkmal. Und es bezieht vor allem die Betroffenen ein: Die jüdischen Gemeinden in der Region und die in ihnen lebenden Menschen. Online kann jeder Betrachter sich kurz über die jüdische Gemeinde eines Ortes informieren, den er zufällig kennt oder aus dem er kommt. Er erfährt z.B., dass es diese Gemeinde schon seit 900 oder 400 oder 250 Jahren gab – viel länger, als er sich das vorstellte. Und er erfährt von den Menschen, die in diesem Ort 1933 wohnten, und später von dort oder aus einem anderen Ort in Unterfranken deportiert wurden – wenn er mag, alle 2 069 Opfer der unterfränkischen Deportationen.

Das Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken und seine damalige Leiterin Dr. Rotraud Ries waren von Beginn an an den Aktivitäten der Projektgruppe „Wir wollen uns erinnern“ und am Verein „DenkOrt Deportationen e.V.“ beteiligt. Ries zeichnete in besonderer Weise für die historische Beratung verantwortlich und hat alle historischen online-Angebote konzipiert und mit ihrem Team realisiert. Auch die Informationen zu den jüdischen Gemeinden und den Biographien lagen in ihrer Verantwortung. Mitarbeiter:innen und Praktikant:innen des Zentrums haben für alle aus Unterfranken Deportierten in der Biographischen Datenbank jüdisches Unterfranken Kurzbiographien erstellt, die auf die Seite „Orte & Menschen“ zum DenkOrt ausgespeist wurden.

Für 58 der mehr als 140 jüdischen Gemeinden und weiteren Wohnorte wurden bis 2022 kurze historische Artikel fertiggestellt. Damit musste die Serie vorerst beendet werden.

Um auch in Zukunft die Artikel aktuell zu halten und nach und nach die fehlenden ergänzen zu können, wurde die Seite unter „Jüdisches Unterfranken – Gedenken“ mit allen Artikeln neu angelegt

Es geht darin um Entstehung und Entwicklung dieser Gemeinden sowie um das Schicksal der dort 1933 lebenden jüdischen Menschen. Zahlen zu den Emigrant:innen liegen meist vor, auch Angaben zu den Abgewanderten und den Deportierten. Nicht systematisch ermittelt wurde jedoch bislang das Schicksal der Menschen, die den Ort zwar verließen, später aber trotzdem von woanders deportiert wurden. Oder die Namen der Personen, die individuell (auch als Kranke) verfolgt und ermordet wurden oder aus Verzweiflung Suizid begingen. Ziel ist es, die Namen und das Schicksal aller Shoa-Opfer eines Ortes in einer Liste am Ende des Artikels nennen zu können – für das Gedenken und als Grundlage für weitere lokale Forschungen.

Den Zugang zu diesen Informationen erhalten Sie hier auf dieser Seite unter „Jüdische Gemeinden und Wohnorte 1933“. Dort finden sich auch Artikel zu den Orten, von deren jüdischen Bürgerinnen und Bürgern niemand aus Unterfranken deportiert wurde. Über den historischen Ablauf des Deportationsgeschehens aus Sicht der Verfolgten informiert Sie zudem die WebApp „Stationen“ zum Erinnerungsweg. Und die Seite „Spurensuche am DenkOrt“ vertieft und illustriert das, was am DenkOrt zu sehen ist: Fotos auf den Stelen, der Teddy zum Thema Kinder, der Gedichtkoffer.