Jüdische Gemeinde Ebelsbach
27 jüdische Bürgerinnen und Bürger lebten 1933 in Ebelsbach. Der Ort gehört zu den Dörfern Unterfrankens, in denen von lokalen Adeligen relativ große jüdische Gemeinden angesiedelt worden waren. Im 15. Jahrhundert entstand der „Judenhof“ als Wohnquartier, im 18. Jahrhundert wohnten dort elf Familien und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es etwa 30 Haushalte – ein Drittel der Ortsbevölkerung. Ihre Zahl sank danach durch Auswanderung in die USA und durch die Abwanderungen in größere Orte.
Kontinuierlich verließen die Ebelsbacher Jüdinnen und Juden aufgrund der Repressalien ab 1933 den Ort. Drei emigrierten in die Niederlande oder nach Frankreich, nur einer in die sicheren USA. 20 Personen blieben in Deutschland und zogen u.a. nach Bamberg (10), Berlin (5), Würzburg (1) und Frankfurt (1). Manche konnten von dort noch auswandern, doch die Flüchtlinge in den Niederlanden holte die NS-Verfolgung ab 1940 wieder ein. Fünf Mitglieder einer Familie aus drei Generationen lebten dort – alle wurden deportiert, dazu zwei kleine Kinder, die erst in den Niederlanden geboren worden waren. Im April 1939 verließ der letzte jüdische Bürger Ebelsbach. Aus Unterfranken wurde zwar niemand deportiert, vermutlich jedoch einige aus weiteren Orten in Deutschland. Sechs Shoa-Opfer sind namentlich bekannt.
Das Koffer-Denkmal in Ebelsbach erinnert an die deportierten Ebelsbacher Jüdinnen und Juden. Ein zweiter Koffer aus dem Ort steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zum “DenkOrt” und zu den Deportationen.
Der DenkOrt-Koffer in Ebelsbach steht am Gedenkstein für die Opfer der Shoa am Judenhof.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Ebelsbach
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Shoaopfer, die 1933 in Ebelsbach gelebt hatten
Ida Fleischmann, geb. Schweitzer (1880 – 1944)
Nathan Fleischmann (1874 – 1944)
Siegfried Fleischmann (1905 – 1943)
Justin Gerstner (1921 – 1944)
Fanny Schweitzer, geb. Fleischmann (1855 – 1943)
Edith Ullmann, geb. Fleischmann (1912 – 1944)