Jüdische Gemeinde Rimpar
Zu Beginn der NS-Gewaltherrschaft im Jahr 1933 lebten in Rimpar etwa 53 Menschen als Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Erste Nachrichten über jüdische Bewohner datieren aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, knapp hundert Jahre später verdichten sie sich: 1698 gab es sechs Haushalte mit 30 Personen. In dieser Zeit bildete sich eine Kultusgemeinde. 1817 bestand sie aus 25 Haushalten, 1867 zählte man 142 Personen. Der Rückgang danach fiel deutlich aus, 1900 hatte Rimpar noch 67 jüdische Bürgerinnen und Bürger.
Die Wirtschaftsboykotte und weiteren NS-Repressionen in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft seit 1933 veranlassten viele Rimparer Jüdinnen und Juden, das Land zu verlassen oder in andere deutsche Städte umzuziehen. 28 bis 29 Personen konnten ins Ausland fliehen, davon 26 in die USA, eine nach Dänemark und eine nach Großbritannien. Im gleichen Zeitraum starben sieben Menschen. Der Novemberpogrom richtete sich wie andernorts gegen die Synagoge und ihr Inventar, gegen Häuser, Wohnungen und Besitz sowie gegen die Menschen selbst. 1939 waren noch 15 jüdische Einwohner übrig, im Februar 1942 vor den Deportationen noch neun.
13 jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Rimpar gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert. Aus neuen Wohnorten in Deutschland kommen mindestens weitere drei bis vier deportierte Personen hinzu. Die Gesamtzahl der Shoa-Opfer beläuft sich also auf mindestens 16 bis 17 Personen, darunter vier Jugendliche. Niemand überlebte.
Der Koffer in Rimpar erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer aus Rimpar steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Der DenkOrt-Koffer in Rimpar wurde am Gedenkort für jüdische Bürgerinnen und Bürger im Schlosshof des Grumbachschlosses aufgestellt.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Rimpar
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries, mit Unterstützung von Hannelore Mintzel
Shoa-Opfer, die 1933 in Rimpar gelebt hatten
Elsa Frank, geb. Dillenberger (1892 – 1942)
Franziska Edith Frank (1921 – 1942)
Inge Lieselotte Frank (1925 – 1942)
Joseph Frank (1885 – 1942)
Senta Sidonia Frank (1923 – 1942)
Rosa Hamburger, geb. Schwab (1875 – 1942)
Julie Lassmann (1905 – 1943)
Adele Mayer, geb. Hänleiner (1884 – 1942/1945)
Ernst Mayer (1904 – 1943)
Abraham Schwab (1869 – 1943)
Ernestine Schwab, geb. Lindner (1878 – 1944)
Klara Schwab, geb. Schwab (1884 – 1942)
Paula Schwab (1889 – 1941/1942)
Sophie Schwab (1889 – 1941/1942)
Theodor Schwab (1925 – 1941/1942)
Hannchen Tannenwald, geb. Kleinmann (1860 – 1942)