Jüdische Gemeinde Hofheim in Unterfranken

1933 zählte die jüdische Gemeinde in Hofheim 44 Personen. Der jüdische Wohnort war erst nach 1861 entstanden, als sich vereinzelt Jüdinnen und Juden dort ansiedelten. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde im benachbarten Lendershausen. 1877 lebten vier jüdische Familien in Hofheim. In den Jahrzehnten danach verlagerte sich die jüdische Bevölkerung von Lendershausen nach Hofheim, das durch einen Eisenbahnanschluss wirtschaftlich attraktiver geworden war. Die jüdische Gemeinde mutierte zur Doppelgemeinde und richtete sich 1922 in Hofheim ein neues Gemeindezentrum ein. Mit 59 Mitgliedern erreichte die jüdische Bevölkerung in Hofheim im Jahr 1910 ihre maximale Größe.

Als die Nationalsozialisten 1934 erneut begannen, Männer wegen des angeblichen Ritualmords von Manau (1929) zu verhaften und zu drangsalieren, mussten nicht nur die Juden in Hofheim erkennen, dass es wohl besser sei, die Region und das Land zu verlassen. So setzten Aus- und Abwanderung früh ein, im Mai 1939 waren nur noch zehn, im Sommer darauf keine jüdische(n) Bewohner:innen mehr übrig. Eine Frau könnte noch in Hofheim verstorben sein. 16 Gemeindemitgliedern gelang direkt aus Hofheim die Flucht in die USA (8), nach England (4) und Luxemburg (4). 27 Personen zogen in andere Orte des Reiches, darunter Würzburg (8), Bamberg (9), Gailingen/Baden (2), Berlin (2), Kitzingen, Hannover, Bochum, Köln, Ladenburg/Neckar und Frankfurt a.M. (je 1). Vermutlich neun von ihnen gelang von dort noch die Emigration nach England (6), in die USA (1), nach Palästina (1) und in ein weiteres Land (1). Ein Mann starb in Berlin.

Von ihren neuen Wohnorten in Unterfranken wurden sechs Menschen deportiert. Elf Personen ereilte dieses Schicksal außerhalb Unterfrankens. Von ihnen überlebte eine Person die Deportation. Somit sind für Hofheim mindestens 16 Opfer der Shoa zu beklagen, darunter ein Kind.

Hofheim beteiligt sich mit zwei Gepäckstücken am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden von Hofheim und Lendershausen. Ein Duplikat befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des Koffers in Hofheim folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Hofheim 
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Hofheim gelebt hatten

Leopold Altmann (1873 – 1943)
Lina Altmann, geb. Eisenheimer (1865 – 1943)
Max Fein (1880 – 1941/1942)
Recha Fein, geb. Reus (1884 – 1941/1942)
Babette Frankenberger, geb. Goldmann (1858 – 1940)
Klara Frankenberger (1898 – 1941/1942)
Johanna Oppenheimer (1867 – 1943)
Rosa Reus (1860 – 1942)
Frieda (Friederike) Rosenbach (1889 – 1941/1942)
Isak Rosenbach (1858 – 1942)
Sara Rosenbach, geb. Thormann (1864 – 1942)
Julius Schönthal (1887 – 1942)
Regina Schönthal, geb. Schuster (1894 – 1942)
Sali Strauß (1903 – 1944)
Heinz Jakob Sündermann (1930 – 1942/1943)
Irma Sündermann, geb. Fleischmann (1894 – 1942/1943)

Überlebender der Deportationen
Siegbert Langstädter (1910 – 1990)