Jüdische Gemeinde Bastheim

1933 zählte die jüdische Gemeinde in Bastheim 20 Personen. Ihre Wurzeln reichen bis ans Ende des 17. Jahrhunderts, als die Herren von Bastheim eine jüdische Ansiedlung gestatteten. Ihren Lebensunterhalt verdiente die jüdische Bevölkerung vor allem durch den Handel mit Vieh, Kurzwaren und anderen tierischen Produkten. Im gesamten 19. Jahrhundert schwankte ihre Zahl zwischen gut 40 und gut 50 Personen. Danach nahm sie deutlich ab auf 22 Personen im Jahr 1925.

Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten einen Großteil der jüdischen Bevölkerung ab 1933 zur Abwanderung aus Bastheim. Zwischen 1937 und 1939 verzogen zwölf Personen in andere Orte in Deutschland oder flohen ins Ausland, davon vier in die USA. Eine Frau emigrierte mit den drei Kindern ihrer 1934 verstorbenen Schwester nach Frankreich. In Bastheim starben zwischen 1933 und 1941 sechs ältere Menschen. 1942 wurde im April ein Mann direkt aus Bastheim über Würzburg in den Raum Lublin deportiert, bevor seine Mutter als letzte jüdische Bewohnerin des Ortes im Juni in ein Sammelquartier in Würzburg umziehen musste. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Eine erst nach 1933 nach Oberlauringen verzogene Frau befand sich ebenfalls in dem Transport nach Krasniczyn. Sie wird irrtümlich in der Liste von Oberlauringen aufgeführt. Ein Junge, der ab 1938 in einem Waisenhaus in Fürth gelebt hatte, und seine verwitwete Mutter wurden von ihren neuen Wohnorten aus deportiert und ermordet. Somit sind für Bastheim insgesamt mindestens fünf Opfer der Shoa zu beklagen.

Bastheim beteiligt sich mit drei Gepäckstücken am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Die lokalen Gepäckstücke erinnern an die jüdische Gemeinde Reyersbach, deren letzte Familie bereits 1930 fortgezogen war, sowie an die deportierten Jüdinnen und Juden von Bastheim. Der dritte Koffer befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Bastheim und des Koffers in Reyersbach folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Bastheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Bastheim gelebt hatten

Helena Brunngässer (1894 – 1942)
Hugo Gras (1902 – 1942)
Rosa Gras, geb. Blatt (1875 – 1943)
Günther Katz (1928 – 1942)
Klara Katz, geb. Stern (1901 – 1942)