Jüdische Gemeinde Burgpreppach

1933 lebten in Burgpreppach 78, vermutlich aber mind. 88 jüdische Bürgerinnen und Bürger – etwa 17% der Ortsbevölkerung. Als abgelegene Landgemeinde und doch zugleich jüdisches Zentrum hatte der Ort eine besondere Bedeutung. Die ersten Spuren jüdischer Siedlung dort reichen zurück in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nachdem sie vermutlich bereits eine Weile dort wohnte, durfte eine jüdische Familie 1646 ein Haus bauen. In den folgenden 150 Jahren förderten die Ortsherren, die Familie Fuchs von Bimbach, v.a. aus wirtschaftlichen Gründen die Ansiedlung von Juden. 1699 lebten 10 Familien dort, 1788 bereits 44. Sie trugen nach der Einrichtung eines regelmäßigen Marktes erheblich zum wirtschaftlichen Aufschwung des neuen Handelsplatzes bei. Nach der Gründung der Kultusgemeinde und der Einrichtung einer Synagoge 1675 folgte wenig später die Anlage eines eigenen Friedhofs. Mit dem Sitz des Grabfelder Landesrabbinats erlangte die Gemeinde um 1700 ihre regionale Bedeutung. Abgerundet wurde diese ein halbes Jahrhundert später, als die Grabfelder Landesjudenschaft eine Talmud-Thora-Schule mit Standorten in Burgpreppach und Maßbach einrichtete.

Seine Bedeutung als Schulstandort behielt Burgpreppach bis in die NS-Zeit, als im Frühjahr 1938 noch 36 Schüler:innen gezählt wurden. Nach einer Unterbrechung im 19. Jahrhundert hatte ein Verein 1875 eine Präparandenschule gegründet, die ihren Schülern eine gesetzeskonforme religiöse wie auch solide weltliche Bildung vermittelte. Sie wurden darauf vorbereitet, ein israelitisches Lehrerseminar zu besuchen oder einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen. Die meisten Schüler kamen von auswärts und wohnten im Internat. Die jüdische Gemeinde war im 19. Jahrhundert jedoch nicht mehr weiter gewachsen und verlor seit dessen Ende deutlich an Größe. Von knapp 200 Mitgliedern 1892 schrumpfte sie auf 126 im Jahr 1910.

Trotz Repressionen, Wirtschaftsboykotten und der Wiederaufnahme der Ritualmordvorwürfe aus dem Jahr 1929 (Manau) mit Verhaftungen und Folterungen verließen bis Ende 1938 erst wenige Jüdinnen und Juden den Ort. Dies änderte sich nach dem Novemberpogrom. Zum Zeitpunkt der Deportationen lebten keine Juden mehr in Burgpreppach. Zerstörungen in Privathäusern und Geschäftsräumen sind im Rahmen des Pogroms nicht belegt, auch keine Gewalttätigkeiten gegen Personen. Doch die jüdischen Männer des Dorfes wurden als erstes verhaftet, später nach Dachau gebracht. Die Dorfjugend plünderte auf Befehl ihres Lehrers das Kultgerät aus der Synagoge. Einige SS-Leute aus Bamberg zündeten mithilfe von Ortsansässigen die Synagoge und die angrenzende Lehrerwohnung an, plünderten die Sammlungen der jüdischen Bürgerschule und verwüsteten diese.

Im Jahr 1939 wurden die 19 privaten Hausbesitzer zum Verkauf ihrer Immobilien gedrängt, fast alle verließen mit ihren Familien den Ort bis 1940. 14 Personen waren bis dahin eines natürlichen Todes gestorben, von denen die meisten in Burgpreppach bestattet sind. Mindestens 20 Jüdinnen und Juden konnten sich ins Ausland retten, nach Palästina (9), in die USA (7), nach Großbritannien und in die Niederlande (je 2). Weitere zehn Personen flohen zwar ebenfalls in die Niederlande (7), nach Frankreich (2) oder Prag (1) – wurden dann jedoch von dort deportiert. Dem größeren Teil der jüdischen Bevölkerung von Burgpreppach gelang die Flucht ins Ausland nicht mehr. Sie zogen in andere deutsche Städte: nach Berlin (13), Nürnberg (8), Würzburg (4), Fürth (3), Karlsruhe (3), Hamburg (2), Lübeck (2), Aschaffenburg, Bad Nauheim, Bad Neustadt, Barchfeld, Dinkelsbühl, Frankfurt a.M., Mayen, München und an einen unbekannten Ort (je 1).Von dort oder weiteren Fluchtorten wurden sie alle deportiert.

Fünf jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Burgpreppach gelebt hatten, wurden demnach aus Unterfranken deportiert. (Die Liste auf der DenkOrt-Seite ist nicht ganz vollständig.) 49 weitere Personen ereilte dieses Schicksal an ihren neuen Wohnorten. Vier Menschen, darunter zwei Jugendliche, überlebten die Deportationen. Insgesamt hat Burgpreppach also 50 Opfer der Shoa zu beklagen. Zu ihnen zählen 13 Kinder und Jugendliche.

Das Gepäckstück in Burgpreppach erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweites steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Informationen zum Standort des Gepäckstücks in Burgpreppach folgen zu gegebener Zeit.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Burgpreppach
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Rotraud Ries, mit Unterstützung von Heidi Flachsenberger

Shoaopfer, die 1933 in Burgpreppach gelebt hatten

Abraham Adler (1890 – 1942)
Ephraim Adler (1886 – 1943)
Lina Adler, geb. Klebe (1898 – 1943)
Manuel Adler (1924 – 1943)
Miriam Adler (1889 – 1943)
Nathan Adler (1879 – 1942)
Selig Adler (1866 – 1943)
Elias Berney (1884 – 1941)
Amalie Eckmann, geb. Ganzmann (1890 – 1942)
Gerhard Eckmann (1929 – 1944/45)
Sacki Ehrmann (1882 – 1942)
Clara Hamburger, geb. Adler (1884 – 1942)
Julius Hamburger (1910 – 1942/45)
Mali Hirschberg, geb. Plaut (1890 – 1942)
Paula Hirschmann (1898 – 1941/42)
Mathilde Kahn, geb. Hirnheimer (1893 – 1944)
Max Kahn (1894 – 1941/45)
Nanny Kahn (1884 – 1943)
Nathan Gabriel Kahn (1927 – 1944)
Siegfried Kahn (1892 – 1944)
Susi Kahn (1929 – 1944)
Thekla Kahn, verh. Ochs (1897 – vor 08.05.1945)
Emanuel Levi (1864 – 1941/42)
Jeti Levi, geb. Birkenruth (1868 – 1941/42)
Helene Linz, geb. Saffra (1901 – 1942/45)
Max Linz (1902 – 1942)
Helene Neuberger, geb. Klebe (1894 – 1942/43)
Isfried Neuberger (1924 – 1943)
Julius Neuberger (1885 – 1943)
Martha Neuberger (1930 – 1942/43)
Max Neuberger (1889 – 1942/43)
Meta Neuberger, geb. Klebe (1896 – 1943)
Rosa Neuberger (1925 – 1942/44)
Ruth Neuberger (1921 – 1943)
Siegfried Neuberger (1894 – 1943)
Klara Neumann (1883 – 1942)
Adelheid Esther Nussbaum (1938 – 1942)
Ari Nussbaum (1935 – 1942)
Berta Nussbaum (1934 – 1942)
Fritz Nussbaum (1902 – 1942)
Herta Nussbaum (1912 – 1942)
Josef Nussbaum (1937 – 1942)
Judith Nussbaum (1940 – 1942)
Moses Nussbaum (1932 – 1942)
Rosa Pick, geb. Schönemann (1878 – 1941/45)
Adolf Schönemann (1879 – 1945)
Marianne Steinhardt, geb. Brückmann (1877 – 1944)
Salomon Steinhardt (1874 – 1943)
Emma Strauß, geb. Blum (1857 – 1942)
Sophie Wolfermann, geb. Ganzmann (1854 – 1942)

Überlebende der Deportationen
Meta Berney, geb. Traub (geb. 1897)
Nathan Berney (geb. 1927)
Rosa Goldmann, geb. Feuchtwanger (1875 – 1946)
Sally Neuberger (geb. 1925)

Shoaopfer, die 1933 in Burgpreppach gelebt hatten

Abraham Adler (1890 – 1942)
Ephraim Adler (1886 – 1943)
Lina Adler, geb. Klebe (1898 – 1943)
Manuel Adler (1924 – 1943)
Miriam Adler (1889 – 1943)
Nathan Adler (1879 – 1942)
Selig Adler (1866 – 1943)
Elias Berney (1884 – 1941)
Amalie Eckmann, geb. Ganzmann (1890 – 1942)
Gerhard Eckmann (1929 – 1944/45)
Sacki Ehrmann (1882 – 1942)
Clara Hamburger, geb. Adler (1884 – 1942)
Julius Hamburger (1910 – 1942/45)
Mali Hirschberg, geb. Plaut (1890 – 1942)
Paula Hirschmann (1898 – 1941/42)
Mathilde Kahn, geb. Hirnheimer (1893 – 1944)
Max Kahn (1894 – 1941/45)
Nanny Kahn (1884 – 1943)
Nathan Gabriel Kahn (1927 – 1944)
Siegfried Kahn (1892 – 1944)
Susi Kahn (1929 – 1944)
Thekla Kahn, verh. Ochs (1897 – vor 08.05.1945)
Emanuel Levi (1864 – 1941/42)
Jeti Levi, geb. Birkenruth (1868 – 1941/42)
Helene Linz, geb. Saffra (1901 – 1942/45)
Max Linz (1902 – 1942)
Helene Neuberger, geb. Klebe (1894 – 1942/43)
Isfried Neuberger (1924 – 1943)
Julius Neuberger (1885 – 1943)
Martha Neuberger (1930 – 1942/43)
Max Neuberger (1889 – 1942/43)
Meta Neuberger, geb. Klebe (1896 – 1943)
Rosa Neuberger (1925 – 1942/44)
Ruth Neuberger (1921 – 1943)
Siegfried Neuberger (1894 – 1943)
Klara Neumann (1883 – 1942)
Adelheid Esther Nussbaum (1938 – 1942)
Ari Nussbaum (1935 – 1942)
Berta Nussbaum (1934 – 1942)
Fritz Nussbaum (1902 – 1942)
Herta Nussbaum (1912 – 1942)
Josef Nussbaum (1937 – 1942)
Judith Nussbaum (1940 – 1942)
Moses Nussbaum (1932 – 1942)
Rosa Pick, geb. Schönemann (1878 – 1941/45)
Adolf Schönemann (1879 – 1945)
Marianne Steinhardt, geb. Brückmann (1877 – 1944)
Salomon Steinhardt (1874 – 1943)
Emma Strauß, geb. Blum (1857 – 1942)
Sophie Wolfermann, geb. Ganzmann (1854 – 1942)

Überlebende der Deportationen
Meta Berney, geb. Traub (geb. 1897)
Nathan Berney (geb. 1927)
Rosa Goldmann, geb. Feuchtwanger (1875 – 1946)
Sally Neuberger (geb. 1925)