Jüdische Gemeinde Dittlofsroda, heute ein Ortsteil der Gemeinde Wartmannsroth
1933 lebten in Dittlofsroda 14 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Eine jüdische Gemeinde im Ort war jedoch schon im 18. Jahrhundert entstanden. 1817 zählte man 17 jüdische Haushalte. Bis 1833 wuchs die jüdische Bevölkerung auf 80 Personen an, um bis zum Ende des Jahrhunderts dann auf etwa 20 Mitglieder zurückzugehen. Seit dieser Zeit war die jüdische Gemeinde Dittlofsroda der Jüdischen Gemeinde in Völkersleier angeschlossen, hielt aber noch Gottesdienste in ihrer eigenen Synagoge ab.
Die Repressionen des NS-Systems und die Wirtschaftsboykotte trafen auch die jüdische Bevölkerung in Dittlofsroda. Nachdem zunächst wohl vier Personen zuzogen bzw. zurückkehrten, verließen zwischen 1936 und 1941 15 Gemeindemitglieder den Ort: Zwei Personen gelang die Flucht nach Palästina und Südafrika und 13 Personen zogen in andere deutsche Städte, davon neun nach Frankfurt a.M. Ein Ehepaar verstarb noch vor den Deportationen, ein weiterer Mann in Frankfurt.
Zwei jüdische Bewohner aus Dittlofsroda wurden aus Unterfranken deportiert: Ein Mann musste im Sommer 1942 in ein Sammelquartier nach Würzburg umziehen, von wo er im September nach Theresienstadt deportiert wurde. Mit dem gleichen Transport wurde auch eine Frau verschleppt, die 1933 in Dittlofsroda und 1939 in Völkersleier gelebt hatte. Mindestens fünf weitere Menschen wurden aus Frankfurt a.M. deportiert. Niemand überlebte. Die Zahl der Shoa-Opfer aus Dittlofsroda beläuft sich damit auf mindestens sieben.
Der Koffer in Wartmannsroth erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden aus Dittlofsroda und Völkersleier. Ein identischer Koffer für die jüdische Gemeinde Dittlofsroda steht in Würzburg und bildet zusammen mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des Koffers in Wartmannsroth folgen zu gegebener Zeit.
Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Dittlofsroda
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Shoa-Opfer, die 1933 in Dittlofsroda gelebt hatten
Pauline Adler, geb. Schuster (1870 – 1943)
Moses Goldner (1873 – 1943)
Johanna Goldschmidt (1933 – 1944)
Klara Goldschmidt (1930 – 1944)
Lina Goldschmidt, geb. Grünlaub (1898 – 1944)
Sally Goldschmidt (1893 – 1944)
Regina Stern, geb. Grünlaub (1870 – 1942)