Jüdische Gemeinde Klingenberg am Main
Im Jahr 1933 zählte die jüdische Gemeinde Klingenberg 22 Mitglieder. Ihre Wurzeln reichen zurück bis ans Ende des 13. Jahrhunderts. Auch aus dem 15. und dem 17./18. Jahrhundert gibt es vereinzelte Nachrichten, zweimal tagte der Landtag der kurmainzischen Judenschaft des Oberstifts in der Stadt. Drei jüdische Familien zählte man 1789, fünf Haushalte 1817. Ihre Höchstzahl erreichte die Gemeinde 1880 mit 33 Mitgliedern.
Infolge der NS-Repressionen ab 1933 verließen zwischen 1937 und Ende 1939 alle jüdischen Bürgerinnen und Bürger die Stad. Die Gemeinde löste sich 1939 auf. Sieben Menschen gelang die Emigration in die USA (3), nach England (3) oder Palästina (1), 16 zogen in andere deutsche Orte, darunter acht nach Frankfurt a.M. Dort verstarb eine Frau noch vor ihrer Deportation, eine zweite beging Suizid. Die letzten drei Personen kamen im jüdischen Altersheim in Regensburg unter, darunter eine Frau, die erst seit kurzem in Klingenberg wohnte. Von Regensburg aus wurden sie im September 1942 ins Ghetto Theresienstadt transportiert. Vier Personen, die 1933 in Klingenberg gewohnt hatten, wurden im November 1941 direkt aus Unterfranken deportiert, neun Menschen von ihren neuen Wohnorten aus. Zu ihnen gehörten drei Kinder und Jugendliche. Niemand von ihnen überlebte. Somit sind für Klingenberg am Main 14 Opfer der Shoa zu beklagen.
Klingenberg am Main beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Der lokale Koffer erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Angaben zum Standort des Koffers in Klingenberg am Main folgen zu gegebener Zeit.
Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Klingenberg am Main
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Shoa-Opfer, die 1933 in Klingenberg am Main gelebt hatten
Heinrich Frank (1863 – 1942)
Rosalia Frank, geb. Halle (1872 – 1942)
Emanuel Fried (1881 – 1941/1942)
Ida Fried, geb. Fried (1881 – 1941/1942)
Wilhelm (Willy) Fried (1879 – 1941/1942)
Anna Lindheimer (1903 – 1942)
Arthur Lindheimer (1869 – 1942)
Lydia Lindheimer, geb. Sander (1874 – 1942)
Ernst Mischliburski (1925 – 1942)
Gertie Mischliburski, geb. Lindheimer (1902 – 1942)
Lore Mischliburski (1930 – 1942)
Ruth Mischliburski (1924 – 1943)
Babette Stern (1889 – 1941/1942)
Louis (Ludwig) Stern (1894 – 1941/1942)