Jüdische Gemeinde Mainbernheim
Im Jahr 1933 bestand die jüdische Gemeinde in Mainbernheim aus etwa 28 Mitgliedern. Doch bereits im 15. Jahrhundert hatten Juden in Mainbernheim gewohnt. Um 1490 waren es sechs Familien, die wenig später wohl vertrieben wurden. Erst Ende des 17. Jahrhunderts entstand erneut eine jüdische Gemeinde, die schnell auf sieben Familien anwuchs. Diese Zahl stieg bis zum Jahr 1837 auf 140 Personen an. Die Stadt wurde Sitz eines neu gegründeten Bezirksrabbinats. Nach der Wiederbegründung der Kitzinger Jüdischen Gemeinde 1865 wanderten jedoch viele Mainbernheimer Juden dorthin ab, auch das Bezirksrabbinat wurde verlegt. In Mainbernheim schrumpfte die Gemeinde in der Folgezeit auf 40-50 Personen.
Trotz der zunehmenden Repressionen durch das NS-Regime nahm die Anzahl der jüdischen Gemeindemitglieder ab 1933 zunächst nur langsam ab. Erst nach den gewaltsamen Ausschreitungen des Novemberpogroms nahmen Ab- und Auswanderung zu, sodass letztlich fünf Personen ins Ausland (Palästina (2), je einer in die USA, nach England und Frankreich) flohen und weitere zwölf in andere deutsche Städte zogen, vor allem nach Frankfurt (5) und Nürnberg (4). Drei weitere Personen verließen den Ort mit unbekanntem Ziel. Vier Menschen starben in Mainbernheim.
Von den letzten jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden im März 1942 zwei nach Izbica bei Lublin, die übrigen zwei im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Auch ein Mann, der bereits in Würzburg wohnte, war von der Deportation nach Izbica betroffen. Demnach wurden fünf jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Mainbernheim gelebt hatten, aus Unterfranken deportiert. Niemand von ihnen überlebte. Mindestens acht weitere Personen traf dieses Schicksal an ihren neuen Wohnorten in Frankfurt a.M. (4) und Nürnberg (4). Für Mainbernheim sind also mindestens 13 Opfer der Shoa zu beklagen, darunter zwei Kinder.
In Mainbernheim erinnert eine Schultasche an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes, darunter auch zwei Kinder. Eine zweite Schultasche steht in Würzburg und bildet zusammen mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort der Schultasche in Mainbernheim folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Mainbernheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Mindestens 13 Shoa-Opfer hatten 1933 in Mainbernheim gelebt.
Else Bernheimer, geb. Kaufmann (1889 – 1941)
Lazarus Bernheimer (1886 – 1941)
Bertha Gernsheimer, geb. Samfeld (1912 – 1942)
Frieda Hausmann, geb. Friedmann (1901 – 1942)
Heinz Hausmann (1930 – 1942)
Rosa Hausmann (1934 – 1942)
Siegmund Hausmann (1889 – 1944/1945)
Meta Hausmann (1899 – 1942)
Philipp (Pfeifer) Hausmann (1878 – 1942)
Flora Liebenstein, geb. Klein (1887 – 1941)
Hermann Liebenstein (1879 – 1941)