Jüdische Gemeinde Maßbach
1933 lebten in Maßbach 34 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde reichen jedoch ins 15. Jahrhundert weit zurück. 1687 zählte man 29 jüdische Haushalte und die Kultusgemeinde gehörte mit denen in Kleinsteinach und Burgpreppach zu den führenden jüdischen Gemeinden in der Region Haßberge. 1766 wählte die Landesjudenschaft Maßbach als einen von zwei Standorten für ihre neu gegründete Talmud-Thora-Schule. 1816/17 lebten in Maßbach 170 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in 35 Haushalten. Viele von ihnen waren Viehhändler. Im Lauf des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung deutlich zurück, im Jahr 1900 waren es noch 83 Personen.
Massive antisemitische Propaganda und Wirtschaftsboykotte ließen die Maßbacher Juden ab 1933 schnell verarmen, obwohl einige Bauern noch recht lange Handel mit den jüdischen Viehhändlern trieben. Im Novemberpogrom 1938 ging die örtliche SA brutal gegen Häuser, Wohnungen und die Ausstattung der Synagoge vor, die jüdischen Männer wurden verhaftet. So erstaunt es nicht, dass 1939 besonders viele jüdische Menschen den Ort verließen – darunter auch die vierköpfige Familie des Lehrers Popper, die erst 1935 zugezogen war. 14 Personen insgesamt emigrierten nach Palästina (10), Argentinien (2), in die USA (1) und nach Südafrika (1). Innerhalb Deutschlands zogen sieben Menschen um, meist nach Frankfurt a.M. Vier Personen starben
Im Frühjahr 1942 lebten noch neun jüdische Bürgerinnen und Bürger in Maßbach. Drei Personen wurden am 24. April nach Würzburg gebracht und am Folgetag von dort nach Krasniczyn im besetzten Polen deportiert. Die sechs Übrigen mussten im Juli nach Würzburg in die dortigen Sammelunterkünfte ziehen. Ein Mann starb nach wenigen Tagen. Dass dies im KZ Flossenbürg geschehen sein könnte (s. online-Gedenkbuch Bundesarchiv), ist nach Auskunft der Gedenkstätte nicht zu belegen. Ebensowenig die Haft einer weiteren Frau. Sie wurde mit den übrigen vier Personen aus Maßbach im September von Würzburg nach Theresienstadt transportiert. Sieben Maßbacher Jüdinnen und Juden wurden direkt aus Unterfranken deportiert.
Drei weitere Personen ereilte dieses Schicksal an ihrem neuen Wohnort Frankfurt a.M., ebenso die Lehrerfamilie Popper. Insgesamt muss man also von mind. zehn Shoa-Opfern sprechen, die 1933 in Maßbach gewohnt oder danach dorthin eingeheiratet hatten. Niemand von ihnen überlebte.
Der Koffer in Maßbach erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des Koffers in Maßbach folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Maßbach
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries
Shoa-Opfer, die 1933 in Maßbach gelebt hatten
Johanna Eberhard, geb. Heumann (1878 – 1944)
Marianne Eberhard (1881 – 1943)
Bianka Frank, geb. Gips (1878 – 1942)
David Frank (1869 – 1943)
Hannchen Frank, geb. Haas (1873 – 1944)
Lina Heidelberger, geb. Rossmann (1861 – 1942)
Betti Kahn, geb. Nußbaum (1900 – 1942)
Siegmund Kahn (1906 – 1942)
Simon Nußbaum (1866 – 1942)
Rebekka Strauß, geb. Hubert (1861 – 1942)