Jüdische Gemeinde Schonungen
1933 lebten in Schonungen 23 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Die ältesten Nachrichten über Juden in dem Ort reichen in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts stieg die Anzahl der jüdischen Haushalte auf neun, 1817 wurden elf Familien in die Matrikelliste aufgenommen. Um 1850 war die Zahl der jüdischen Familien bis auf 16 angewachsen und erreichte mehr als 80 Personen, bevor sie um 1900 deutlich zurückging.
Die Ab- und Auswanderung aufgrund der Repressionen in der NS-Zeit setzte vergleichsweise spät ein. Trotz der Wirtschaftsboykotte konnten die jüdischen Viehhändler noch bis 1937 Geschäfte mit den Bauern tätigen, wogegen sich die NSDAP-Ortsgruppe beschwerte. Im Novemberpogrom wurde das Gebäude der Synagoge an der Fassade beschädigt, die komplette Inneneinrichtung samt Ritualien zertrümmert. Auch mehrere Wohnungen wurden demoliert. Zehn Personen gelang es zu emigrieren, in die USA (4), die Schweiz (3) und nach England (1), nach Belgien (Kindertransport) und von dort in die USA (1) und zu einem unbekannten Ziel (1). Acht Menschen zogen innerhalb Deutschlands um, davon vier nach Würzburg ins Altersheim. Ein Ehepaar verstarb dort, ein zweites wurde deportiert. Zwei weitere Menschen starben eines natürlichen Todes.
Sieben jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Schonungen gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert. Eine weitere Frau ereilte dieses Schicksal (zusammen mit ihrem Mann) an ihrem neuen Wohnort in Nürnberg und eine Frau beging aus Verzweiflung Suizid. Schonungen hat damit neun Opfer der Shoa zu beklagen, niemand der Deportierten überlebte.
Die Deckenrolle in Schonungen erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweites Gepäckstück steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des DenkOrts in Schonungen folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Schonungen
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© Recherche und Text: Rotraud Ries, mit Unterstützung von Elisabeth Böhrer
Shoaopfer, die 1933 in Schonungen gelebt hatten
Flora Adler, geb. Langgut (1889 – 1942)
Max Adler (1879 – 1942)
Berta Kassewitz, geb. Adler (1906 – 1944/1945)
Ina Rosenbaum (1890 – 1942)
Karola Rosenbaum (1885 – 1942)
Siegfried Rosenbaum (1892 – 1942)
Marie Rosenberger (1876 – 1942)
Raphael Rosenberger I (1869 – 1943)
Zilli Rosenberger, geb. Eberhardt (1878 – 1943)