Jüdischer Wohnort Stadtlauringen
1933 lebten in Stadtlauringen fünf jüdische Bürgerinnen und Bürger als Angehörige einer Familie. Eine jüdische Gemeinde hatte es dort nie gegeben. Vielmehr entstand der jüdische Wohnort, als der junge Sohn einer Oberlauringer jüdischen Familie sich dort 1875 niederließ, ein Geschäft eröffnete und eine Familie gründete. Die jüdischen Bewohner:innen von 1933 waren seine Nachkommen, denn einer seiner Söhne hatte das Geschäft übernommen, während die anderen nach auswärts gezogen waren.
Wenig ist konkret über die Repressionen und wirtschaftlichen Boykotte im Stadtlauringen der NS-Zeit bekannt. Die älteste Tochter der jüdischen Familie hatte bereits für ihre Ausbildung ihren Wohnort immer wieder verlassen. Den Eltern gelang es, sie und ihre nächstfolgende Schwester 1936 bzw. 1938 bei Verwandten in den USA und in Palästina in Sicherheit zu bringen. Im Novemberpogrom blieb das Haus der Familie verschont, der Hausherr wurde jedoch wie die jüdischen Männer aus Oberlauringen verhaftet und in Dachau inhaftiert. Dies veranlasste wohl die Eltern, auch ihre jüngste, neunjährige Tochter 1939 zu einer Familie nach Schweden zu schicken, die mit ihr dann in die USA auswanderte. Sie selbst blieben bis zur Deportation im April 1942 in Stadtlauringen, wo sie bemerkenswert durch nichtjüdische Freunde unterstützt wurden.
Aus Unterfranken wurden also zwei Personen deportiert, die nicht überlebten. Stadtlauringen hat damit zwei Opfer der Shoa zu beklagen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen des unterfränkischen Gedenkprojekts “DenkOrt Deportationen”. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Oberlauringen mit Stadtlauringen
Quellen zu den Gemeindeartikeln
© Recherche und Text: Rotraud Ries; mit Unterstützung von Elisabeth Böhrer
Shoaopfer, die 1933 in Stadtlauringen gelebt hatten
Regina Hirschberger, geb. Stern (1886 – 1942)
Simon Samuel Hirschberger (1880 – 1942)