Jüdische Gemeinde Veitshöchheim

Im Juni 1933 zählte die jüdische Gemeinde Veitshöchheim 32 Mitglieder. Erste Nachrichten über jüdische Bewohner in dem Ort in der Nähe von Würzburg stammen aber schon aus dem Jahr 1644. Diese profitierten wie ihre christlichen Nachbarn von Anlage und Ausbau der fürstbischöflichen Gartenanlagen und Bauten. Von acht stieg die Zahl der jüdischen Haushalte im Laufe des 18. Jahrhunderts auf etwa 20 im Jahr 1817 und dann bis 1843 weiter bis auf 32 mit etwa 160 Personen. Durch Auswanderung in die USA und nach Gewährung der freien Wohnortwahl 1861 in Bayern ging die Zahl der jüdischen Bevölkerung mit größeren Schwankungen deutlich zurück, 1900 waren es noch 55.

Entrechtung, NS-Repressionen und Wirtschaftsboykotte veranlassten ab 1935 Jüdinnen und Juden in Veitshöchheim zur Ab- und Auswanderung. Ziele waren Palästina (6) und die USA (2), innerhalb Deutschlands zogen Menschen nach Würzburg (9), Ichenhausen (4), Hamburg (2) und je einer nach Nürnberg und Frankfurt. Von diesen konnten sich vier ebenfalls noch in die USA (3) und nach Palästina (1) retten. Fünf Personen verstarben vor den Deportationen in Veitshöchheim (3) und in Würzburg (2). Eine gemischt-religiöse Familie entging der Deportation.

Zehn jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Veitshöchheim gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert, davon vier direkt aus Veitshöchheim. Fünf weitere Personen, ereilte dieses Schicksal an ihren neuen Wohnorten in Deutschland. Die Zahl der Deportierten beläuft sich damit insgesamt auf 15 Menschen, von denen eine Frau überlebte.

Der Koffer in Veitshöchheim erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Der Standort des Koffers in Veitshöchheim befindet sich in der Bahnhofstraße.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Veitshöchheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoaopfer, die 1933 in Veitshöchheim gelebt hatten

Fanny Freudenberger, geb. Jacob (1877 – 1942)
Julius Freudenberger (1880 – 1942)
Hedwig Heller, geb. Sichel (1902 – 1942)
Marianne Hess (1870 – 1943)
Else Kahn (1893 – 1942)
Ernst Kahn (1882 – 1942)
Emanuel Metzger (1869 – 1943)
Jette Metzger, geb. Neumann (1879 – 1944)
Isaak Sichel (1869 – 1944)
Regina Sichel, geb. Sichel (1867 – 1943)
Hermann Stern (1862 – 1943)
Josef Strauß (1862 – 1943)
Mina (Mira) Strauß (1901 – 1942)
Rosa Trepp, geb. Kahn (1884 – 1943)   

Überlebende
Babette Sichel (geb. 1876)